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Außergewöhnliches Fahrtraining auf

*

dem ehemaligen Militärflugplatz Dreierwalde

 

Das war schon ein ganz besonderer Sonntag für die rund 100 blinden Menschen, die aus dem gesamten Bundesgebiet nach Dreierwalde angereist waren. Ihr Ziel: einmal ein Auto bedienen, so richtig Gas geben und erfahren, wie es ist, wenn man selber hinter dem Lenkrad sitzt.

 

Die Fahrleiter

 

Anfang September trafen sich bei herrlichem Sonnschein die Organisatoren und die sehbehinderten Teilnehmer auf dem Rollfeld des Dreierwalder Flugplatzes. Der Leiter des FAZ, Ewald Rühlmann, begrüßte ganz herzlich alle Anwesende und freute sich über die große Resonanz. Nach einem Jahr Vorlaufzeit und Planung wäre heute endlich der große Tag gekommen. Er lobe ausdrücklich das Engagement des FAZ-Teams und des Lions-Clubs, sowie den beteiligten Fahrlehrern. Dr. Hans-Jakob Odenthal, Präsident des rührigen Lions-Club aus Rheine, bedankte sich in seiner Ansprache bei den Organisatoren, insbesondere bei dem FAZ und den Fahrlehrern Norbert Leewe und Norbert Kleideiter, die Initiatoren dieser ungewöhnlichen Idee. Er hob außerdem hervor, dass sich die Lions-Organisation seit Jahrzehnten unermüdlich und sehr ehrgeizig den Sehbehinderten und Blinden widme. Bevor dann die Motoren angelassen wurden, hieß Claus Meier vom Blinden- und Sehbehindertenverein alle Teilnehmer herzlich Willkommen und dankte den Veranstaltern für die Durchführung dieser außergewöhnlichen Aktion.

 

Gleich mehrere Fahrzeuge mit Fahrlehrern standen für die sehbehinderten Teilnehmer bereit. Jeder sollte heute die Gelegenheit bekommen, 30 Minuten lang mit einem modernen Mittelklassewagen zu fahren. Die Aufregung bei den Teilnehmern im Alter von 18 bis 81 Jahren war groß. Man sei zu 50 Prozent übernervös und zu 50 Prozent voller Vorfreude, äußerte einer der ersten sehbehinderten Fahrer. Doch dann ging es endlich los und die ersten Runden wurden gedreht.

 

Der jüngste Teilnehmer war Simon Gerner, Gymnasiast aus Haltern. Es dauerte ein paar Minuten bis er den Bogen raus hatte. Doch dann lief der Wagen mit professioneller Unterstützung des Fahrlehrers wie am Schnürchen. "Wie schnell fahren wir jetzt", wollte Simon Gerner von seinem Fahrlehrer wissen. "Wir fahren nun 30 Kilometer in der Stunde", antwortete dieser. "Das ist für mich schnell genug", lachte Simon Gerner in der ersten Fahrrunde. Er musste Slalom um Pylonen fahren, beschleunigen und abbremsen üben und durfte dann einmal so richtig auf das Gaspedal drücken. "Jetzt sind wir aber sehr schnell", war sein begeisterter Kommentar. Um auch einmal die Kräfte des Wagens zu spüren, führte Simon Gerner zum Schluss der Runde noch eine spektakuläre Gefahrenbremsung durch. Nach einer halben Stunde Fahrtraining ließ Simon Gerner seiner Begeisterung freien Lauf. "In der letzten Runde bin ich sogar 115 km/h gefahren. Das war richtig geil!"

 

Die Reaktionen vom ältesten Fahrteilnehmer, Hubertus Feismann, waren ähnlich. Es wäre für ihn ein bewegendes Ereignis gewesen, denn er sei von Geburt an blind. Außerdem sei das heute bestimmt eine doppelte Premiere. Denn er hätte zum ersten Mal in seinem langen Leben ein Auto lenken dürfen und sein Fahrlehrer - bei dem er sich sehr herzlich bedanke - wäre garantiert noch nie von einem Blinden chauffiert worden.

 

Ein anderer Sehbehinderter strahlte auch vor Freude: "Das Auto ist heil, ich bin heil und es war einfach ganz wunderbar. Der Fahrlehrer hat mich sogar gelobt"! Und die Begeisterungswelle riss nicht ab. Als schließlich Bärbel Klaer aus Rheine den Wagen abstellte, flossen Tränen. Sie war total überwältigt und rief vor Freude immer wieder: "Ich bin gefahren - ich bin tatsächlich Auto gefahren - ich bin sogar 80 gefahren. Meine Tränen kommen vor Freude - es war so toll. Ihr glaubt gar nicht, wie schön das war, so etwas zu erleben!"

 

Selbst Claus Meier, der vor vielen Jahren erblindete, war sichtlich gerührt. Er habe für sich allerdings ein kleines Problem beim Fahren festgestellt. Man höre im Inneren die Außenwelt nicht und wisse daher nicht, wie schnell man fährt. Er sei den Organisatoren überaus dankbar, dass er und die vielen Teilnehmer aus ganz Deutschland die Möglichkeit bekommen hätten, diese vielfältigen Erfahrungen zu machen. Sollte die gut geplante, kostenfreie Veranstaltung eines Tages wiederholt werden, sind bestimmt viele Blinde gerne bereit, dieses nicht alltägliche Angebot erneut dankend anzunehmen.

 

Autor & Bild: Felix Büscher