hlw Dreierwalde. Der Leiter des FAZ, Ewald Rühlmann (Thuine), konnte auf dem Rollfeld des ehemaligen Fliegerhorst nicht nur die 60 Fahrwilligen begrüßen, sondern auch die über 100 Begleitpersonen. Er dankte besonders dem Team des FAZ, das vor und hinter den Kulissen der Veranstaltung zum Erfolg verhalf. Rühlmann hieß ebenso den Präsidenten des Lions-Club Rheine, Priv. -Doz. Dr. Hans-Jakob Odenthal, der in seinem Grußwort erklärte, dass die Idee zu der Aktion die Fahrschulleiter Norbert Leewe und Norbert Kleideiter gehabt hätten. „Als beide an den Lions-Club-Sekretär Norbert Ziegler (Rheine) herangetreten sind, war dieser sofort mit erstaunlichem Engagement mit im Boot!“, so Dr. Odenthal.
Ziegler habe mit Ewald Rühlmann vom FAZ den richtigen Veranstalter gefunden, betonte der Präsident und stellte heraus, dass sich der Lions-Club besonders in der Bekämpfung von vermeidbarer Blindheit engagiere. „Bereits 1925 hatte die taubblinde Helen Keller Lions dazu ermutigt und aufgerufen, im Kampf gegen Blindheit aufzutreten. Seither hat die Lions-Organisation mit großem Einsatz und Engagement mehr als 80 Augenkliniken neu gebaut, über 250 Hospitäler mit modernen Geräten und Behandlungsmethoden ausgestattet sowie in mehr als 2,5 Millionen Katarakt-Operationen Blinden geholfen, das Augenlicht zurückzugeben. Allein in Deutschland ist der Lions-Club Mitbegründer von drei Hornhautbanken!“, erklärte Dr. Odenthal.
Mit der internationalen Lions-Kampagne „SightFirst II“ habe der Club erneut weltweit für den Kampf gegen vermeidbare Blindheit über 200 Millionen US-Dollar eingesammelt. In Deutschland seien es über sieben Millionen Dollar gewesen, so der Präsident, der ebenso hervorhob, dass die Aktion ohne Claus Maier vom Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen nicht realisierbar gewesen wäre. Er habe bundesweit Einladungen verschickt und so seien 60 Teilnehmer/innen nach Dreierwalde gekommen. Sein Dank galt genauso den Sponsoren Bäckerei Triffterer (Rheine) sowie den Firmen Hagemann (Rheine) und Salvus (Emsdetten), die die kostenlose Teilnahme ermöglichten.
Claus Maier erklärte, dass durch „SightFirst“ mit 30 Euro ein blinder Afrikaner wieder zum Sehen gebracht werde. Daher machte er auf den Informationsstand des Lions-Clubs aufmerksam und bat darum, das hier stehende Sparschwein kräftig zu füttern, da dessen Inhalt sowie der Erlös der Veranstaltung für die Blindenhörbücherei bestimmt seien. Maier war es dann auch, der als erster in Begleitung von Eleonore Gaasbeek in einen der acht Fahrschulwagen einstieg. "Kupplung kommen lassen, Gas geben und Lenkrad gerade halten" waren die Anweisungen seines Beifahrers, Fahrlehrer Jürgen Biallas (Ochtrup), auf den er sich verlassen musste. "Es ist in Supergefühl und hat richtig Spaß gemacht!“, freute sagte Claus Meier, der unter dem Beifall der Zuschauer problemlos zwei Vollbremsungen hinlegte.
Auch Hubert Feismann (Mesum) ist blind. Dennoch saß der 81-Jährige am Steuer eines Autos und war der älteste der vielen blinden und sehbehinderten Menschen, die am Sonntag erstmals Auto gefahren sind. Der Jüngste im Bunde war der 18-jährige Simon Germer aus Haltern, der zunächst mit 50, dann mit 80 und zum Schluss der 20-minütigen Fahrt sogar mit 120 Stundenkilometern voll in die Eisen ging.
Die am Steuer sitzenden Frauen und Männer mit dunklen Brillen und gelben Blindenbinden am Oberarm erfüllten sich den Traum, einmal im Leben richtig Gas zu geben. Sie steuerten die Fahrschulwagen auf einem Kilometer Länge haargenau geradeaus und schafften ohne Probleme alle Kurven. Dies war auch für die sich ehrenamtlich zur Verfügung stellenden Fahrlehrern eine ganz neue Herausforderung. Die 13-jährige Vanessa Lohmann, Alina Vosswinkel und Svenja Beck aus Spelle durften im Auto mitfahren, das Achim mit Fahrlehrer Michael Reimann aus Emsdetten an der Seite steuerte. Ihr Resümee: „Es war einfach total cool. Wir haben die Augen zugemacht und bei 120 Stundekilometern nicht gemerkt, dass ein Blinder fährt!“.
Wie Claus Meier erklärte, hätten Sehbehinderte, die sich auf ihr feines Gehör und Gefühl verließen, in Deutschland das Leben schwer, denn die Autos würden immer leiser. Da könne das Wissen der Autofahrer um die Probleme der Blinden und Sehbehinderten schon sehr viel helfen. „Menschen, die nicht sehen können, werden vermutlich zu keiner Zeit einen Führerschein erwerben. Doch mit der Aktion "Autofahren für Blinde und Sehbehinderte“ erleben wir das Gefühl von Freiheit am Steuer eines Autos!“, betonte Meier.
"Ich habe noch nie in meinem Leben Menschen gesehen, die sich so freuen können", sagten die Lions-Vertreter, Ewald Rühlmann, Norbert Leewe und Norbert Kleideiter, die die einjährige Vorbereitung der Aktion als Erfolg verbuchen konnten. Diana Roeland und Evert Gitter aus dem niederländischen Ommen haben sich vor Ort ein Bild gemacht und waren von dem Event für Blinde und Sehbehinderte sichtlich begeistert. Sie möchten dies in ähnlicher Form auch in den Niederlanden durchführen.